Das Wichtigste in Kürze
- Unsere innere Uhr ist als Anpassung an regelmäßig wiederkehrende Tageszeiten entstanden
- Sie regelt unsere Schlafens- und Wachzeiten, Körpertemperatur und unseren Stoffwechsel
- Unser Tagesrhythmus wird durch das Sonnenlicht gesteuert
- Unser Schlafzyklus wird durch den Botenstoff Melatonin initiiert
Wir brauchen keinen Wecker
6:59 Uhr: Du schlägst deine Augen auf und schaust auf die Uhr. Nur eine Minute bevor auch dein Wecker dir um Punkt 7 Uhr signalisiert, dass es Zeit ist aufzustehen. Aber aus irgendeinem Grund war dein Körper schneller.
Wir alle kennen dieses Phänomen. Besonders wenn am Morgen ein wichtiger Termin ansteht, für den wir aufstehen müssen. Ein Teil von dir scheint einfach genau Bescheid zu wissen, wann es Zeit ist aufzuwachen. Aber warum ist das so?
Dieser Instinkt ist nichts weniger, als die überlebenswichtige „innere Uhr des Menschen“ oder auch der zirkadiane Rhythmus. Und wir teilen ihn mit fast jedem lebenden Organismus auf der Erde.
Evolutionärer Hintergrund
Entstanden ist die innere Uhr als Anpassung an regelmäßig wiederkehrende Tageszeiten. Sie regelt neben den Schlafens- und Wachzeiten aber auch unsere Essenszeit, Stimmung, Stoffwechsel und Körpertemperatur.
Besonders wichtig waren diese Anpassungen zu einer Zeit, in der die Sonnenauf- und Sonnenuntergänge nicht nur das Licht und die Temperatur änderten. Sondern auch die Verfügbarkeit von Nahrung und die Bedrohung durch Fressfeinde.
Wer es schaffte, sich an den vierundzwanzig Stunden Zyklus der Sonne anzupassen, sicherte sich damit einen entscheidenden Überlebensvorteil.
Als Anpassung an die damaligen Lebensbedingungen haben sich mit der Zeit sogar unterschiedliche Aufwach- und Schlafenszeiten von Menschen herausgebildet (Veränderung des zirkadianen Rhythmus). Auf diese Weise konnte der Stamm auch nachts verteidigt werden und das Überleben der Gruppe sichergestellt werden.
Zeitgefühl, auch ohne die Sonne
Das besondere an unserem Tagesrhythmus? Er funktioniert vollkommen eigenständig, auch ohne die helfende „Hand“ (besser gesagt, das Auf- und Untergehen) der Sonne. Einen solchen Rhythmus nennt man „endogen“, also vom Organismus ausgehend.
Sichtbar wird dieser Effekt zum Beispiel am Ende einer langen Nacht: Dein innerer Tagesrhythmus läuft weiter, egal ob du um 22 Uhr oder um 6 Uhr morgens ins Bett gehst. Aus diesem Grund fühlst du dich bei Anbruch des Tages auch wacher, als du dich mitten in der Nacht gefühlt hast. Auch wenn das bedeutet, dass du schon länger wach bist.
Der gleiche Effekt ist bei einem Jetlag zu beobachten. Deine innere Uhr läuft von alleine auf der alten Zeit weiter und signalisiert dir Müdigkeit, obwohl es an dem neuen Ort erst Mittag ist.
Tageslicht als Zeitgeber
Das Bedeutet allerdings nicht, dass unser Zeitgefühl vollkommen unabhängig von der Helligkeit ist. Im Gegenteil. Das Tageslicht dient als exogener Faktor (äußerer Einfluss auf unseren Rhythmus), um die Länge des Tages zu bemessen. Unsere innere Uhr richtet sich also an der Sonneneinstrahlung aus, um vernünftige Schlafens- und Wachzeiten zu ermitteln.
Bei einem Jetlag haben wir uns aus diesem Grund in kurzer Zeit wieder an die Tages- und Nachtzeiten des neuen Ortes gewöhnt.
Vorgang im Gehirn
Aber wie genau wird dein Tagesrhythmus gesteuert? Hauptverantwortlich für diese Leistung ist der sogenannte Nukleus Suprachiasmaticus, ein (unaussprechliches) Hirnareal mit über 20.000 Neuronen.
Um deinem Körper mitzuteilen, wann Schlafenszeit ist, sendet das genannte Areal den Botenstoff Melatonin aus.
Vermutlich ein Stoff, mit dem du bereits vertraut bist. Denn er ist häufig Inhalt verschiedener Schlaftabletten ist. Melatonin alleine löst aber noch keinen Schlaf aus. Vielmehr dient es als Signal für deinen Körper, schlafen zu gehen. Die bewusste Entscheidung liegt jedoch bei dir.
Spürst du die Anwesenheit deines zirkadianen Rhythmus? Finde weitere Informationen dazu, wie sich unser Rhythmus mit dem Alter verändert in diesem Artikel: Für immer Eule oder Lerche?
Marius Derkum
Marius studiert Kommunikationswissenschaften und Digitales Marketing. Während seiner Studienzeit hat er die drastischen Folgen eines unsteten Schlafzyklus am eigenen Körper gespürt. Um seine physische und psychische Leistung zu verbessern, hat er sich deshalb intensiv mit dem Thema Schlaf auseinandergesetzt. Sein Ziel ist es, durch informative und unterhaltsame Artikel die Bedeutung eines regelmäßigen Schlafrhythmus aufzuzeigen.