Das Wichtigste in Kürze
- Wir träumen in der REM-Schlafphase
- Bestimmte Hirnareale sind während des Traums besonders aktiv
- Träume helfen uns, Emotionen zu verarbeiten
- Im Traum wird gelerntes Wissen kategorisiert, abstrahiert und verinnerlicht
- Träumen fördert die Kreativität
Träume sind ein natürlicher Bestandteil unseres Schlafs. Jede Nacht durchlaufen wir mehrere Phasen, in denen wir träumen.
Wir verfallen in einen Zustand, in dem wir in eine alternative Wirklichkeit eintauchen. Wir halluzinieren. Sehen und fühlen Dinge, die gar nicht in echt passieren. Führen ganze Unterhaltungen im Schlaf oder handeln auf Arten, die in Wirklichkeit unmöglich sind.
Die Frage ist, gibt es dafür einen bestimmten Grund? Hat das Träumen einen tieferen Sinn oder Zweck? Lange Zeit haben Träume die Wissenschaft vor ein Rätsel gestellt. Aber durch moderne Messmethoden, wie MRT (Magnetresonanztomographie) und EEG (Elektroenzephalogramm) konnte das Geheimnis des Träumens zu einem großen Teil gelüftet werden.
Fangen wir von vorne an. Und beschäftigen wir uns mit der folgenden Frage.
Was passiert, wenn wir träumen?
Wer vom Träumen spricht, der redet auch von REM-Schlaf. Denn hier finden unsere Träume statt. Wer schon von dieser Schlafphase gehört hat, weiß wie wichtig sie für uns ist. Warum? Weil in dieser Phase unsere Erinnerungen sortiert und abgespeichert werden. Unser Körper erholt sich von den täglichen Strapazen und sammelt das gelernte Wissen.
Aber zur Ruhe kommt unser Gehirn dabei nicht. Ganz im Gegenteil. Während der REM-Phase fangen manche Gehirnbereiche erst so richtig an zu arbeiten. Besonders aktiv sind:
- Die visuell-räumlichen Regionen im Gehirn
- Der motorische Kortex -> zuständig für Bewegung
- Der Hippocampus -> zuständig für Erinnerungen
- Amygdala und Gyrus Ciguli -> Verarbeitung von Emotionen
Diese Bereiche sind im Traum fast doppelt so aktiv, wie im Wachzustand. Unser rationales Entscheidungszentrum (der präfrontale Kortex), ist während des REM-Schlafs dagegen fast vollständig deaktiviert.
Wir verarbeiten im Traum also unsere Erlebnisse aus dem Wachzustand. Aber wie wirkt sich das Ganze auf unsere Träume aus?
Träume und Emotionen
Die Antwort scheint naheliegend. Die Erlebnisse des Tages begegnen uns im Traum wieder.
Aber halt. Wie oft hast Du wirklich Erlebnisse deines Tages im Traum wiedergesehen? Oder noch besser: Wie oft hast Du von etwas ganz anderem geträumt?
Ich nehme an, mehr als einmal. Und genau zu diesem Ergebnis ist auch eine wissenschaftliche Studie zu dem Thema gekommen: Gerade mal 2% der täglichen Erlebnisse (also Orte, Personen und Handlungen) kommen in unseren Träumen vor.
Ganz anders sah es mit Emotionen aus. Denn hier gab es eine Überschneidung von 35% — 55% zwischen Wirklichkeit und Traum. Was uns im wachen Zustand beschäftigt, erleben wir also im Traum wieder.
Und damit haben wir einen wichtigen Grund, aus dem wir träumen. Träume helfen uns dabei, emotional belastende Situationen zu verarbeiten. Durch den Traum wird unsere emotionale Reaktion von dem Ereignis bzw. dem Auslöser getrennt.
Deshalb durchleben wir nicht jedes Mal dieselben Gefühle, wenn wir an eine schmerzliche Erinnerung denken. Zeit alleine heilt also nicht alle Wunden. Sondern unser Schlaf.
Doch REM-Schlaf alleine reicht nicht aus. Wir müssen auch von der entsprechenden Erfahrung träumen, um sie zu verarbeiten. Doch das ist noch nicht alles.
Lernen im Traum
REM-Schlaf kann Erlebnisse des Tages kategorisieren und daraus abstraktes, übergeordnetes Wissen und Konzepte ableiten. Das gilt sowohl für erlerntes Wissen, als auch für Emotionen.
Nehmen wir unser soziales Zusammenleben. Hier deuten wir ständig die Emotionen anderer Personen. Ein Zucken der Mundwinkel, Fältchen um die Augen oder eine bestimmte Körperhaltung verraten uns eine ganze Menge über die Gedanken und Gefühle unseres Gegenübers.
Aber nichts davon haben wir bewusst lernen müssen. Intuitiv wissen wir einfach, was eine bestimmte Mimik oder Gestik bedeutet. Und ein Grund dafür sind unsere Träume.
Sie helfen uns dabei, Gelerntes aus sozialen Situationen auf neue Situationen anzuwenden. Was wir tagsüber erfahren, wird mit bestehendem Wissen vermischt und bestimmt dann unsere neuen Handlungs- und Denkmuster.
Auf diese Weise wird unser sozialer Kompass in unseren Träumen immer wieder neu justiert. Aber auch andere Informationen werden auf diese Weise abstrahiert und in bestehendes Wissen eingeordnet.
So können Kinder Grammatikregeln sicher in neuen Zusammenhängen verwenden, ohne die jeweilige Situation vorher schon einmal erlebt zu haben.
Doch das ist noch nicht alles, was Träume für uns tun können.
Kreativer Boost durch Träume
Von den vorgestellten Effekten des Träumens, ist dieser vermutlich am wenigsten überraschend. Ist Dir schon einmal eine Lösung für ein Problem im Traum gekommen? Oder eine kreative Idee?
Du bist nicht der Einzige. Manche Künstler vertrauen ganz bewusst auf eine gesteigerte Kreativität im Traum. Rolling Stones Sänger Keith Richards soll jede Nacht mit seiner Gitarre und einem Aufnahmegerät ins Bett gegangen sein. Im Traum ist ihm dann die Idee für den berühmten Song „Satisfaction“ gekommen. Paul McCartney von den Beatles soll im Schlaf die Melodie von dem Song „Yesterday“ eingefallen sein.
Aber was ist der Grund, für diese gesteigerte kreative Leistung? Zum einen liegt das an einer höheren Aktivität der entsprechenden Hirnregion. Im Traum ist unser Gehirn bis zu 35% kreativer, als im wachen Zustand.
Das äußert sich durch eine kreative Verschmelzung von Informationen. Wissen wird im Traum nicht nur kategorisiert. Es wird auch auf einzigartige Weise wieder zusammengeführt. Gedanken und Gefühle, die scheinbar nicht zusammenpassen, können im Traum ein völlig neues Bild hervorbringen. Oder eine neue Perspektive eröffnen, auf die wir im Wachzustand nicht gekommen wären.
Fazit: Alleine die REM-Schlafphase reicht nicht aus, um Erinnerungen in gelerntes Wissen zu verwandeln. Wir müssen auch davon träumen.
Du möchtest deinen Schlaf verbessern und ungestört ins Reich der Träume abdriften? Versuchs mal mit unseren 12 Tipps für einen gesunden Schlaf.
Marius Derkum
Marius studiert Kommunikationswissenschaften und Digitales Marketing. Während seiner Studienzeit hat er die drastischen Folgen eines unsteten Schlafzyklus am eigenen Körper gespürt. Um seine physische und psychische Leistung zu verbessern, hat er sich deshalb intensiv mit dem Thema Schlaf auseinandergesetzt. Sein Ziel ist es, durch informative und unterhaltsame Artikel die Bedeutung eines regelmäßigen Schlafrhythmus aufzuzeigen.