Das Wichtigste in Kürze
- Schlafstörungen werden in primäre und sekundäre Schlafstörungen eingeteilt.
- Die Ursache für Schlafstörungen lassen sich bei primären Schlafstörungen oft in Lebens- oder Schlafgewohnheiten finden.
- Bei sekundären Schlafstörungen liegen die Ursachen in körperlichen oder seelischen Erkrankungen.
- Zu den häufigsten Formen von Schlafstörungen zählen unter anderem Insomnien, Schlafbezogene Bewegungsstörungen, Schlafbezogene Atmungsstörungen, Hypersomnien.
- Die Diagnose von Schlafstörungen findet in der Regel mittels Anammese und/ oder Schlaflabor statt.
Schlafstörungen – die Gefahr für Deine Gesundheit
Durchschnittlich schlafen gesunde Menschen zwischen 6 und 7 Stunden. 24 Prozent der Menschen schlafen jedoch kürzer und rund 16 Prozent schlafen länger als der Durchschnitt. Guter Schlaf ist essenziell für ein gesundes Leben. Im Schlaf werden während des Tages aufgenommene Informationen verarbeitet. Das Gehirn schafft dabei geistige Ordnung. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die geistige Gesundheit, sondern auch auf die körperliche Gesundheit. Denn Menschen mit gutem Schlaf leiden seltener an Übergewicht und sie haben ein stärkeres Immunsystem. Schlafstörungen und die daraus oft resultierende Schlaflosigkeit können dagegen einen großen negativen Effekt auf unsere Gesundheit haben.
Der Schlaf von jedem Zehnten ist gestört
Eine Nacht mit unruhigem Schlaf vor einer Prüfung oder vor der eigenen Hochzeit, das kennst Du bestimmt auch. Doch wenn sich die Nächte mit schlechtem Schlaf zu sehr häufen, dann spricht man von Schlafstörungen. Pathologisch werden die Schlafstörungen insbesondere, wenn sich die Probleme über mehrere Wochen erstrecken. Spätestens dann sollte man sich auf die Suche nach den Ursachen machen und im Zweifel professionelle Hilfe holen. Ein gestörter Schlaf gehört zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen in Deutschland. Denn laut BARMER Gesundheitsreport 2019 haben mehr als 2,5 Mio. der Erwerbstätigen Menschen in Deutschland mit einer diagnostizierten Schlafstörung zu kämpfen. Das sind mehr als 5 Prozent. Schließt man dagegen zusätzlich die nicht diagnostizierten Fälle mit ein, dürfte die Zahl der Personen mit Schlafstörungen deutlich über 10 Prozent liegen.
Symptome von Schlafstörungen
Die Symptome von Schlafstörungen sind vielfältig. Man kann diese jedoch in zwei Kategorien einteilen. Die erste Kategorie umfasst dabei Symptome, die das Einschlafen, Durchschlafen oder eine verminderte Erholsamkeit des Schlafs betreffen. Die zweite Kategorie bezieht sich auf Symptome bei Tag und damit zum Beispiel auf Müdigkeit, verminderte Konzentration und Abgeschlagenheit.
Praktisch alle Betroffenen leiden unter wenig erholsamen Schlaf und sind deshalb tagsüber häufig weniger leistungsfähig. Die Schlafstörungen können jedoch auch zu extremer Schlaflosigkeit führen, so dass manche Betroffene tagsüber auch unkontrolliert einschlafen (Sekundenschlaf).
Unterscheidung von Schlafstörungen nach Symptomen
Schlafstörungen werden nach ihren Symptomen unterschieden. Bei Einschlaf- oder Durschlafstörungen spricht man daher von Insomnien. Insomnien sind sogenannte primäre Schlafstörungen. Diese betreffen den Schlaf beziehungsweise die Qualität des Schlafs. Primäre Schlafstörungen sind oft die Symptome für andere Krankheiten. Bei sekundären Schlafstörungen ist das Schlafverhalten gestört. Das heißt in diesen Fällen schlafen die Betroffen sehr wohl ein oder durch, jedoch ist gibt es krankhafte Veränderungen die den Schlaf stören. Diese krankhaften Veränderungen können zum Beispiel Atmungsstörungen sein. Diese führen wiederum zu einer Minderbelüftung der Lunge.
Ursachen von Schlafstörungen
Ursachen bei primären Schlafstörungen
Bei den primären Störungen ist häufig das Einschlafen oder Durchschlafen gestört. Die Ursachen dafür können sehr vielfältig sein und sind unter anderem:
- Schlafumgebung und ‑gewohnheiten wie Lärm, sehr warmes Schlafklima oder intensiver Sport vor dem Schlafengehen. All das kann sich negativ auf den Schlaf auswirken.
- Durchschlaf- oder Einschlafstörungen können ihre Ursache jedoch auch durch physische Probleme haben. Dies können unter vielen anderen chronische Schmerzen sein, Tumore, oder hormonelle Erkrankungen.
- Physiobiologische Umstände wie Jetlag, Schichtarbeit oder Kurzhospitalisation können sich deutlich negativ auf einen erholsamen Schlaf auswirken.
- Psychosoziale Probleme wie Sorgen um den Arbeitsplatz oder Stress in der Familie können das Ein- oder Durchschlafen stören.
- Psychische Erkrankungen wie Depression, Angststörungen, Psychosen können ein Grund für einen gestörten Schlaf sein. Hierunter fallen auch legale (Alkohol, Nikotin, Koffein) und illegale Suchterkrankungen.
- Medikamente haben oft Nebenwirkungen, welche sich ungünstig auf die Erholung des Schlafs auswirken. Sind Medikamente für die Schlafstörungen verantwortlich, werden diese als pharmakologische Ursachen zusammengefasst.
Die möglichen Ursachen für Schlafstörungen sind auch gut in der unter dargestellten Grafik zusammengefasst.
Ursachen bei sekundären Schlafstörungen
Bei den schlafbezogenen Schlafstörungen oder sekundären Schlafstörungen liegen die Ursachen hauptsächlich in:
- Atmungsstörungen, welche durch eine Minderbelüftung der Lunge zu einer Verminderung der Erholsamkeit des Schlafs führen.
- Neurologische Erkrankungen können verschiedene negative Auswirkungen auf den Schlaf haben. Diese reichen von Hypersomnien, also extremer Schlafmangel, bis hin zu Parasomnien.
Formen von Schlafstörungen
Die Formen von Schlafstörungen und deren Auswirkungen auf die Gesundheit und die Lebensqualität sind sehr vielfältig. Diese reichen von spezifischen pathologischen Schlafstörungen bis hin zu unspezifischer Schlaflosigkeit. Spezifische Schlafstörungen sind eine Krankheit als solche. Unspezifische Schlaflosigkeit ist häufig ein Symptom für eine drunterliegende Krankheit.
Insomnie oder Schlaflosigkeit
Mit Insomnie ist meistens der unspezifisch gestörte Schlaf gemeint. Dieser führt in seiner Folge zu Schlafmangel und zu Übermüdung. Die von Insomnie Betroffenen haben Schwierigkeiten beim Einschlafen oder Durchschlafen. Oft ist die Insomnie ihrerseits ein Symptom für tieferliegende seelische oder körperliche Erkrankungen. Die Insomnie kann auch zusammen mit einer der folgenden spezifischen Schlafstörungen auftreten.
Eine Besonderheit stellen hierbeit Schlafstörungen in der Schwangerschaft dar. Ein gestörter Schlaf in der Schwangerschaft belastet die werdenden Mütter zusätzlich. Jedoch können diese Schlafstörungen oft mit relativ einfachen Mittelen behandelt werden.
Schlafbezogene Bewegungsstörungen
Dazu zählen neben dem Restless Legs Syndrom (unruhige Beine) auch der Bruxismus (Zähneknirschen). Das Restless Legs Syndrom ist durch einen Bewegungsdrang der Beine und Füße gekennzeichnet. Die Betroffenen verspüren ein Kribbeln oder in extremeren Fällen auch einen Bewegungsdrang in den Beinen. Nachts sind die Symptome verstärkt ausgeprägt. Beim Bruxismus handelt es sich um das meist unbewusste aufeinanderbeißen der Zähne. Dies kann, muss aber nicht, zu Zähneknirschen führen. Die Folgen sind ein erhöhter Verschleiß der Zähne. Zusätzlich können Kiefergelenk und Kaumuskulatur geschädigt werden. Der Bruxismus tritt auch zusammen mit anderen schlafbezogenen Bewegungsstörungen auf wie dem Somnambulismus, dem Schlafwandeln.
Parasomnie
Mit Parasomnie werden allgemeine unerwünschte oder unangemessene Verhaltensauffälligkeiten im Zusammenhang mit dem Schlaf bezeichnet. Parasomnien zählen zu den Schlafstörungen mit nicht-organischer Ursache. Bei Kindern sind die Ursachen oft in einer Reifestörung des Gehirns zu finden. Bei Erwachsenen sind die Gründe oft komplexer.
Schlafbezogene Atmungsstörungen
Zu den schlafbezogenen Atmungsstörungen zählen beispielsweise das Schlafapnoe Syndrom und die Rhonchopathie (Schnarchen). Das Schlafapnoe Syndrom ist durch eine periodische Atemstörung geprägt. Das heißt es kommt während des Schlafs zu kurzzeitigen Atemstillständen (Atemaussetzer) und in dessen Folge teilweise zu einer Minderbelüftung der Lunge. Die betroffenen Personen des Schlafapnoe Syndroms sind tagsüber oft müde. Zudem kann das Schlafapnoe Syndrom zu weiteren Symptomen und Folgeerkrankungen führen.
Bei der Rhonchopathie (Schnarchen) wird ein im Schlaf knatterndes Geräusch in den oberen Atemwegen erzeugt. Bei ausgeprägter Rhonchopathie kann es ebenfalls wie beim Schlafapnoe Syndrom zu einer Minderbelüftung der Lunge kommen. In diesem Fall spricht man von einer obstruktiven Rhonchopathie oder von obstruktivem Schnarchen.
Hypersomnien zentralnervösen Ursprungs
Hypersomnien werden im Volksmund auch mit Schlafsucht bezeichnet. Die Ursache ist eine Reduktion der zentralnervösen Aktivierung. Die Folge ist tagsüber ein teilweise zwanghafter Einschlafdrang. Die Narkolepsie ist eine Hypersomnie mit zentralnervösem Ursprung. Das heißt die Narkolepsie ist eine neurologische Erkrankung. Sie zählt damit zu den Schlafstörungen ohne organische Ursache.
Zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen
Ist der zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmus gestört, dann handelt es sich um eine Störung der Chronobiologie („die innere Uhr“). Bei gesunden Menschen ist die Periodenlänge des zirkadianen Rhythmus circa 24 Stunden. Eine Störung kann zum Beispiel durch Schichtarbeit oder durch einen interkontinentalen Flug auftreten. Hierunter fallen jedoch auch die Schlafstörungen mit organischer Ursache. In sehr milder Form tritt eine zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen auch durch den Wechsel von Winter- auf Sommerzeit oder umgekehrt auf.
Dagegen sind unspezifische Schlafstörungen oft ein Symptom für darunterliegende andere physische oder psychische Erkrankungen. Im Folgenden gehen wir auf die unspezifischen Schlafstörungen ein. Noch präziser wäre jedoch eigentlich die Bezeichnung der unspezifischen Schlafstörungen als gestörter Schlaf mit unspezifischer Ursache.
Wenn der Schlaf gestört ist, heißt das nicht, dass die Betroffenen nicht schlafen können. Es bedeutet vielmehr, dass die Schlafdauer verkürzt ist. Bei manchen Betroffenen ist sie sogar erheblich verkürzt.
Diagnose von Schlafstörungen
Die Diagnose von Schlafstörungen kann man prinzipiell in zwei Abschnitte einteilen:
- Anamnese
- Untersuchung im Schlaflabor
Anamnese
Die Anamnese befasst sich mit der Krankengeschichte. Sie wird bei einem Gespräch zwischen Patienten und Arzt erörtert. Dieses Gespräch gibt dem Arzt wichtige Anhaltspunkte was sie Ursache für die Schlafstörung ist. Die Anamnese befasst sich in der Regel mit folgenden Punkten:
- Welche Medikamente werden eingenommen?
- Welche Vorerkrankungen liegen vor?
- Was sind die Lebensgewohnheiten?
- Welche Symptome zeigt die Schlafstörung?
- Was sind die Schlafgewohnheiten? Was die Schlafrituale?
- Liegen psychische Störungen vor?
- Gibt es akute Stress- oder Angstsituationen?
Es ist wichtig, dass der Arzt sich ein umfassendes Bild machen kann. Er muss die Lebensgewohnheiten genauso kennen wie mögliche physische oder psychische Vorerkrankungen. Oft liegt die Ursache für die Schlafstörung in den Lebensgewohnheiten begründet. Diese lassen sich verhältnismäßig einfach in den Griff bekommen.
Das Führen eines Schlaftagebuchs
Ist die Anamnese nicht eindeutig oder kann der Betroffene sich nicht genau erinnern, wird oft das Führen eines Schlaftagebuchs empfohlen. Im Schlaftagebuch hält der Betroffene die genauen Umstände und die auftretenden Symptome seiner Schlafstörung fest. Dabei ist die Uhrzeit und mögliche Begleitumstände entscheidend für die Beurteilung durch den Arzt.
Nach der Anamnese entscheidet der Arzt inwiefern weiterführende Untersuchungen im Schlaflabor notwendig sind, um die Ursache für die Schlafstörung besser zu verstehen.
Schlaflabor
Im Schlaflabor werden meist in zwei aufeinander folgenden Nächten genaue Untersuchungen des Schlafverhaltens gemacht. Dabei wird die Schlafstruktur, die Schlafzyklen und die verschiedenen Schlafphasen untersucht. Zusätzlich wird genau beobachtet, ob der Betroffene unter schlafbezogenen Atemstörungen oder unter Bewegungsstörungen leidet. Es können jedoch auch Indikation für Hypersomnien mit zentralnervösem Ursprung festgestellt werden.
Teilweise werden auch Aktometer eingesetzt, um das Schlafverhalten des Betroffenen über einen längeren Zeitraum aufzuzeichnen. Dabei wird die Dauer der einzelnen Schlafphasen und die Dauer des gesamten Schlafs aufgezeichnet. Dies geschieht jedoch üblicherweise nicht mehr im Schlaflabor, sondern bei den Betroffenen zu Hause.
Behandlung von Schlafstörungen
Da die Behandlung von Schlafstörungen immer auf die exakten Symptome zugeschnitten sein muss, können wir hier keine allgemein gültigen Behandlungsempfehlung geben. Du findest aber in jedem Artikel zur jeweiligen spezifischen Krankheit Hinweise wie die Schlafstörung behandelt werden kann.
In unserem Artikel “Schlafhygiene” haben wir zusätzlich alle wichtigen Tipps für einen besseren Schlaf zusammengefasst. Dieser zeigt, wie Du mit einfachen Tricks Deinen Schlaf verbessern kannst und so Deine Leistungsfähigkeit steigern kannst.
Sollten die Symptome jedoch stärker sein, empfehlen wir dringend das Aufsuchen eines Facharztes. Nur ein Facharzt kann Dich über die Behandlung Deiner Schlafstörung aufklären.
Folgen von Schlafmangel
Im ebenfalls empfehlenswerten Artikel “Schlafmangel: Folgen und was ich für besseren Schlaf tun kann?”, findest Du viele Tipps wie sich der Schlaf einfach verbessern lässt. Oft helfen einfache Hilfsmittel, welche man bereits zu Hause hat oder welche sich einfach besorgen lassen.
Dr. Volker Tritschler
Volker hat Luft- und Raumfahrttechnik studiert und arbeitet aktuell in einem der größten deutschen FinTechs. Während seiner Zeit als Unternehmensberater hat er erfahren wie wichtig guter Schlaf für eine optimale Leistungsfähigkeit ist. Seither hat er sich intensiv mit dem Thema Schlaf auseinandergesetzt. Schlafen ist ihm so wichtig geworden, dass er DeinSchlaf.com gegründet hat und so auch anderen helfen möchte besser zu schlafen.