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REM Schlaf – Im Reich der Träume

Lese­dau­er 6 Minu­ten
  • REM Schlaf lei­tet sich von der Abkür­zung des eng­li­schen Begriffs Rapid Eye Move­ment ab.
  • Beim REM Schlaf han­delt es sich um eine Schlaf­pha­se, die ins­be­son­de­re durch ihre schnel­len Augen­be­we­gun­gen auf­fällt. Sie tritt vor allem in der zwei­ten Hälf­te der Nacht auf.
  • Die REM Pha­se unter­schei­det sich in vie­len Merk­ma­len von den ande­ren drei Schlaf­pha­sen, den soge­nann­ten Non-Rem Pha­sen. Der Kör­per ist erschlafft. Das Gehirn ist sehr aktiv. 
  • In der REM Pha­se ver­ar­bei­tet das Gehirn am Tag Gelern­tes und spei­chert die­ses ab. Beson­ders bedeu­tend ist die REM Pha­se in Bezug auf das Angst­ge­dächt­nis und für die Emotionsregulation.
  • Bewe­gungs­stö­run­gen im REM Schlaf, die soge­nann­te REM Schlaf Ver­hal­tens­stö­rung, tre­ten oft als Vor­bo­ten neu­ro­lo­gi­scher Erkran­kun­gen wie Par­kin­son oder Demenz auf.
  • Die Qua­li­tät der REM Pha­se lässt sich vor allem über ihre Dau­er mes­sen. Hier sind Akti­vi­täts­tra­cker und Smart­wat­ches eine gro­ße Hil­fe. Ver­bes­sern kann man den REM Schlaf durch Schlaf­hy­gie­ne. Schlaf­me­di­ka­men­te soll­ten nicht dau­er­haft ein­ge­setzt wer­den, den die­se stö­ren bzw. unter­drü­cken die REM Schlafphase

Bestimmt jeder ist schon ein­mal aus einem leb­haf­ten Traum auf­ge­wacht und hat sich ein biss­chen gewun­dert: Wel­chen Sinn sol­len die­se teils völ­lig absur­den nächt­li­chen Aben­teu­er haben? Sie sind eine Begleit­erschei­nung des REM Schlafs, einer beson­ders wich­ti­gen Pha­se der nächt­li­chen Ruhe.

Der Name REM Schlaf, auch REM Pha­se genannt, lei­tet sich von der Abkür­zung des eng­li­schen Aus­drucks Rapid Eye Move­ment ab. Benannt ist die­se Schlaf­pha­se nach ihrem wich­tigs­ten Kenn­zei­chen: schnel­len Augen­be­we­gun­gen bei geschlos­se­nen Augen­li­dern. Zudem ste­hen die­se übli­cher­wei­se im Zusam­men­hang mit leben­di­gen Träu­men.
Im Gegen­satz zu den Augen­mus­keln ist die rest­li­che Ske­lett­mus­ku­la­tur voll­stän­dig erschlafft und Bewe­gun­gen sind in die­ser Schlaf­pha­se unter­drückt.
Das Gehirn ist sehr aktiv. Wider­ge­spie­gelt wird dies in den Akti­vi­täts­mus­tern des Gehirns:

  • The­ta­wel­len mit einer Fre­quenz von 4 bis 8 Hz
  • Lang­sa­me Alphawellen
  • Beta-Akti­vi­tät wie im Wachzustand

Die ers­te REM Pha­se, auch Schlaf­pha­se bzw. 4. Schlaf­pha­se genannt, tritt meis­tens am Ende des zwei­ten Schlaf­zy­klus auf. Im Lau­fe der Nacht wird ihr Anteil immer grö­ßer.
Babys ver­brin­gen fast ihren gesam­ten Schlaf in der REM Pha­se. Deren Anteil nimmt im Lau­fe der Kind­heit jedoch immer wei­ter ab. Mit acht Jah­ren errei­chen Kin­der dann etwa eine Dau­er von drei Stun­den, die sich dann auch nicht mehr ver­än­dert. Durch­schnitt­lich ver­brin­gen erwach­se­ne Men­schen etwa 20 Pro­zent ihres Schla­fes im REM Schlaf.

Die Schlafphasen und die REM Schlafphase im Zeitverlauf eines 8-stündigen Schlafs.
Der REM Schlaf im zeit­li­chen Ver­lauf mit den ande­ren Schlafphasen.

Die REM Pha­se unter­schei­det sich in vie­len Merk­ma­len von den ande­ren drei Schlaf­pha­sen. Exper­ten unter­tei­len den Schlaf auch grob in zwei For­men: REM Pha­se und Non-REM Pha­se. Die wich­tigs­ten Unter­schie­de zwi­schen REM Schlaf und Non-REM Schlaf­pha­sen sind dabei:

  • Akti­vie­rung der meis­ten kör­per­li­chen Funktionen:
    • Erhöh­ter Puls und Blutdruck
    • Höhe­re Atemfrequenz
    • Erhöh­te Adrenalinausschüttung
    • Stei­gen­de Magen- und Darmaktivität
    • Höhe­re Akti­vi­tät und Ener­gie­um­satz im Gehirn
  • Voll­stän­di­ge Erschlaf­fung der Mus­ku­la­tur bis auf Augen und Zwerchfell
  • Höhe­re Traumaktivität

Die Funk­ti­on der REM Pha­se ist bis heu­te noch nicht voll­stän­dig erforscht. Wahr­schein­lich ist er aber vor allem für die Spei­che­rung von Inhal­ten im Gedächt­nis und die Emo­ti­ons­re­gu­lie­rung bedeutend.

Sicher beob­ach­ten konn­ten For­scher, dass Men­schen nach einer Nacht mit wenig REM Pha­se die­se in den fol­gen­den Näch­ten nach­ho­len. Dar­aus lässt sich schlie­ßen, dass die­ser eine wich­ti­ge Funk­ti­on hat, auf die man nicht ohne Wei­te­res ver­zich­ten kann. In Tier­ver­su­chen star­ben Rat­ten nach zwei bis drei Wochen ohne REM Schlaf­pha­se. Es ist jedoch unwahr­schein­lich, dass die­se Ergeb­nis­se auf den Men­schen über­trag­bar sind.

Wis­sen­schaft­ler konn­ten bei Ver­suchs­per­so­nen mit REM Schlaf­ent­zug fol­gen­de Beob­ach­tun­gen machen:

  • Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten
  • Gedächt­nis­pro­ble­me
  • Gestei­ger­tes trieb­haf­tes Verhalten
    • Ver­mehr­tes Hungergefühl
    • Ver­mehr­te sexu­el­le Impulse
    • Ver­mehrt aggres­si­ves Verhalten

Die­se Beob­ach­tun­gen tra­fen jedoch nicht auf alle Ver­suchs­per­so­nen zu. Man­che zeig­ten auch kaum oder gar kei­ne Beein­träch­ti­gun­gen durch einen REM Schlafentzug.

Im REM Schlaf ent­steht unser Gedächtnis

Einer­seits scheint die REM Schlaf­pha­se eine gro­ße Rol­le bei der Trieb­re­gu­lie­rung und Stress­be­wäl­ti­gung zu spie­len. Ande­rer­seits ist er aber auch wich­tig für Lern­pro­zes­se und die Informationsverarbeitung:

  • For­scher neh­men an, dass Men­schen in die­ser Schlaf­pha­se erlern­te Ver­hal­tens­wei­sen, bei­spiels­wei­se neue Bewe­gun­gen, fes­ti­gen. Des­we­gen benö­ti­gen Babys und Klein­kin­der, die noch sehr viel ler­nen müs­sen, auch ver­gleichs­wei­se viel REM Schlaf. Die­se Art des Gedächt­nis­ses wird non­de­kla­ra­ti­ves Gedächt­nis genannt.
  • Die Ver­ar­bei­tung von Fak­ten­wis­sen, also die lang­fris­ti­ge Spei­che­rung von Namen, Daten oder Ereig­nis­sen, scheint eben­falls in der REM Pha­se statt­zu­fin­den. Die­se Art des Gedächt­nis­ses wird dekla­ra­ti­ves Gedächt­nis genannt.
  • Unter­schied­li­che Stu­di­en kom­men zu ver­schie­de­nen Ergeb­nis­sen, für wel­che Art des Gedächt­nis REM Schlaf vor allem wich­tig ist. Dar­auf­hin ent­wi­ckel­ten Wis­sen­schaft­ler die soge­nann­te sequen­ti­al hypo­the­sis: Der opti­ma­le Nut­zen für dekla­ra­ti­ves und non­de­kla­ra­ti­ves Gedächt­nis ent­steht dann, wenn Tief- (3. Schlaf­pha­se) und REM Schlaf­pha­sen (4. Schlaf­pha­se) direkt auf­ein­an­der folgen.
  • Einen beson­de­ren Ein­fluss des REM Schlafs konn­ten For­scher in Bezug auf das Angst­ge­dächt­nis nach­wei­sen. Je län­ger Pro­ban­den nach einem angst­ein­flö­ßen­den Ereig­nis in der REM Pha­se waren, des­to stär­ker war danach ihre Angst­re­ak­ti­on. Die REM Pha­se kann aber auch das Ver­ler­nen einer Angst­re­ak­ti­on fördern.

Wir haben nähe­re Infor­ma­tio­nen rund um Schlaf­pha­sen für Dich in einem wei­te­ren Arti­kel zusammengetragen.

Die Steue­rung der REM Pha­se erfolgt durch die kör­per­ei­ge­nen Neu­ro­trans­mit­ter. Der nächt­li­che Rhyth­mus zwi­schen Tief- und REM Schlaf ist fest in den mensch­li­chen Genen ver­an­kert und kann daher nicht wil­lent­lich beein­flusst wer­den. Sehr wahr­schein­lich beein­flus­sen sich die ver­schie­de­nen Schlaf­pha­sen gegen­sei­tig. So wird bei­spiels­wei­se im Tief­schlaf die Ver­ar­bei­tung bestimm­ter Erfah­run­gen oder Ereig­nis­se vor­be­rei­tet und in der REM Schlaf­pha­se dann wie­der aufgegriffen.

Genuss­mit­tel (z. B. Alko­hol) oder Medi­ka­men­te (z. B. Anti­de­pres­si­va), die in die Hirn­che­mie ein­grei­fen, kön­nen sich auf die REM Pha­se aus­wir­ken. Die­ses Gebiet ist bis­her noch nicht aus­führ­lich erforscht. Unter einer all­ge­mein schlech­ten Schlaf­qua­li­tät lei­den Tief- und REM Schlaf glei­cher­ma­ßen. Im Gegen­satz zum Tief­schlaf kann der REM Schlaf zum Teil nach­ge­holt wer­den, wenn er mal zu kurz gekom­men ist.

Die REM Schlaf Ver­hal­tens­stö­rung beruht auf einer Fehl­funk­ti­on im Gehirn. Durch Schä­den in den Zen­tren, die die Mus­kel­ak­ti­vi­tät steu­ern, ent­spannt sich die Mus­ku­la­tur in der REM Pha­se nicht wie vor­ge­se­hen. Dadurch träumt der Schla­fen­de Bewe­gun­gen nicht nur, son­dern führt sie teil­wei­se auch tat­säch­lich aus. Oft spre­chen die Betrof­fe­nen dabei auch im Schlaf. Anders als beim Schlaf­wan­deln ver­las­sen Betrof­fen ihr Bett aber nicht – außer sie fal­len heraus.

Die Erkran­kung betrifft vor allem Män­ner und tritt meis­tens erst­mals im Alter zwi­schen 40 und 60 Jah­ren auf. Bei man­chen Betrof­fe­nen tre­ten sie mehr­mals pro Nacht, bei ande­ren nur alle paar Wochen auf. Daher ist die Erkran­kung vor allem aus zwei Grün­den bedenk­lich und behandlungsbedürftig:

  1. Durch die Bewe­gun­gen kann es zu Ver­let­zun­gen kom­men. Oft wer­den auch Part­ner oder Außen­ste­hen­de als ver­meint­li­che Fein­de im Traum angegriffen.
  2. Die Bewe­gun­gen füh­ren häu­fig zum Erwa­chen, dadurch lei­det die Schlafqualität.

Die Ursa­chen der REM Schlaf Ver­hal­tens­stö­rung sind viel­fäl­tig. Akut kön­nen zum Bei­spiel Alko­hol, bestimm­te Anti­de­pres­si­va oder ande­re Medi­ka­men­te zu Ver­än­de­run­gen im Gehirn, die mit ihren Sym­pto­men ein­her­ge­hen, füh­ren. Oft ist die REM Schlaf Ver­hal­tens­stö­rung auch ein Vor­bo­te oder eine Begleit­erschei­nung von neu­ro­de­ge­nera­ti­ven Erkran­kun­gen wie Par­kin­son oder Demenz. Zwi­schen dem Auf­tre­ten der ers­ten Sym­pto­me und der vol­len Ent­wick­lung der zugrun­de­lie­gen­den Krank­heit kön­nen aber vie­le Jah­re bis Jahr­zehn­te liegen.

Die Qua­li­tät der REM Pha­se ist immer gleich. Hier gibt es also kein Poten­zi­al für Opti­mie­rung. Ledig­lich die Quan­ti­tät, also die Dau­er an REM Schlaf kann durch eini­ge Ver­hal­tens­wei­sen ver­bes­sert werden.

Kei­ne dau­er­haf­ten Schlafmedikamente

Vie­le Schlaf­mit­tel unter­drü­cken die natür­li­chen Mecha­nis­men im Gehirn. Solan­ge das ent­spre­chen­de Medi­ka­ment wirkt, fin­den daher oft kei­ne REM Schlaf­pha­se statt. Sie tre­ten erst im Lau­fe der Nacht wie­der auf, wenn der Wirk­stoff aus­rei­chend abge­baut ist. Manch­mal blei­ben sie aber auch ganz aus. Der ver­ein­zel­te Griff zu Schlaf­mit­teln ist noch kein Pro­blem, weil der ver­lo­re­ne REM Schlaf teil­wei­se in den nächs­ten Näch­ten nach­ge­holt wer­den kann. Wer jede Nacht Medi­ka­men­te ein­nimmt, die die REM Pha­se unter­drü­cken, scha­det unter Umstän­den aber dau­er­haft sei­ner Gesundheit.

Schlaf­hy­gie­ne für einen guten REM Schlaf

Die REM Pha­se selbst besteht noch ein­mal aus eher leich­ten und eher tie­fen Schlaf­pha­sen. Vor allem in den leich­ten Schlaf­pha­sen wachen vie­le bereits durch kleins­te äuße­re Rei­ze auf, wodurch die REM Pha­se unter­bro­chen wird. Selbst wenn sie wie­der ein­schla­fen, set­zen sie ihren Schlaf nicht immer in die­ser Pha­se wie­der fort. Für einen ver­bes­ser­ten REM Schlaf soll­te der idea­le Schlaf­platz daher fol­gen­de Eigen­schaf­ten haben:

Ana­ly­se der Häu­fig­keit und Dauer

Vie­le Akti­vi­täts­tra­cker und Smart­wat­ches kön­nen die unter­schied­li­chen Schlaf­pha­sen anhand des Herz­schlags erken­nen. Mit ihnen kann man daher gut kon­trol­lie­ren, ob der Anteil an der REM Pha­se ange­mes­sen ist oder ob man in die­ser Schlaf­pha­se beson­ders häu­fig auf­wacht. Da die REM Pha­se vor allem in der zwei­ten Nacht­hälf­te auf­tritt, kommt es bei all­ge­mei­nem Schlaf­man­gel auch häu­fig zu einem Man­gel an REM Schlaf. Durch ins­ge­samt aus­rei­chend Schlaf kannst Du also Dei­nen REM Schlaf auch verbessern.


Felicitas Weil von der Ahe

Feli­ci­tas Weil von der Ahe

Feli­ci­tas hat Wirt­schafts- und Poli­tik­wis­sen­schaf­ten stu­diert. Nach drei Jah­ren in der Unter­neh­mens­be­ra­tung arbei­tet sie momen­tan in einem der größ­ten deut­schen FinTechs. Seit­dem Feli­ci­tas eine Krank­heit ver­schleppt hat, hat sie sich inten­siv mit dem The­ma Schla­fen aus­ein­an­der­ge­setzt. Unter ande­rem war dies der Grund die Unter­neh­mens­be­ra­tung zu ver­las­sen. Feli­ci­tas Visi­on ist es Schla­fen, wie Sport und Ernäh­rung, in den Mit­tel­punkt unse­rer Gesell­schaft zu rücken.

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