Das Wichtigste in Kürze
- REM Schlaf leitet sich von der Abkürzung des englischen Begriffs Rapid Eye Movement ab.
- Beim REM Schlaf handelt es sich um eine Schlafphase, die insbesondere durch ihre schnellen Augenbewegungen auffällt. Sie tritt vor allem in der zweiten Hälfte der Nacht auf.
- Die REM Phase unterscheidet sich in vielen Merkmalen von den anderen drei Schlafphasen, den sogenannten Non-Rem Phasen. Der Körper ist erschlafft. Das Gehirn ist sehr aktiv.
- In der REM Phase verarbeitet das Gehirn am Tag Gelerntes und speichert dieses ab. Besonders bedeutend ist die REM Phase in Bezug auf das Angstgedächtnis und für die Emotionsregulation.
- Bewegungsstörungen im REM Schlaf, die sogenannte REM Schlaf Verhaltensstörung, treten oft als Vorboten neurologischer Erkrankungen wie Parkinson oder Demenz auf.
- Die Qualität der REM Phase lässt sich vor allem über ihre Dauer messen. Hier sind Aktivitätstracker und Smartwatches eine große Hilfe. Verbessern kann man den REM Schlaf durch Schlafhygiene. Schlafmedikamente sollten nicht dauerhaft eingesetzt werden, den diese stören bzw. unterdrücken die REM Schlafphase
Bestimmt jeder ist schon einmal aus einem lebhaften Traum aufgewacht und hat sich ein bisschen gewundert: Welchen Sinn sollen diese teils völlig absurden nächtlichen Abenteuer haben? Sie sind eine Begleiterscheinung des REM Schlafs, einer besonders wichtigen Phase der nächtlichen Ruhe.
REM Schlaf – Was ist das genau?
Der Name REM Schlaf, auch REM Phase genannt, leitet sich von der Abkürzung des englischen Ausdrucks Rapid Eye Movement ab. Benannt ist diese Schlafphase nach ihrem wichtigsten Kennzeichen: schnellen Augenbewegungen bei geschlossenen Augenlidern. Zudem stehen diese üblicherweise im Zusammenhang mit lebendigen Träumen.
Im Gegensatz zu den Augenmuskeln ist die restliche Skelettmuskulatur vollständig erschlafft und Bewegungen sind in dieser Schlafphase unterdrückt.
Das Gehirn ist sehr aktiv. Widergespiegelt wird dies in den Aktivitätsmustern des Gehirns:
- Thetawellen mit einer Frequenz von 4 bis 8 Hz
- Langsame Alphawellen
- Beta-Aktivität wie im Wachzustand
Die erste REM Phase, auch Schlafphase bzw. 4. Schlafphase genannt, tritt meistens am Ende des zweiten Schlafzyklus auf. Im Laufe der Nacht wird ihr Anteil immer größer.
Babys verbringen fast ihren gesamten Schlaf in der REM Phase. Deren Anteil nimmt im Laufe der Kindheit jedoch immer weiter ab. Mit acht Jahren erreichen Kinder dann etwa eine Dauer von drei Stunden, die sich dann auch nicht mehr verändert. Durchschnittlich verbringen erwachsene Menschen etwa 20 Prozent ihres Schlafes im REM Schlaf.
Das Besondere am REM Schlaf
Die REM Phase unterscheidet sich in vielen Merkmalen von den anderen drei Schlafphasen. Experten unterteilen den Schlaf auch grob in zwei Formen: REM Phase und Non-REM Phase. Die wichtigsten Unterschiede zwischen REM Schlaf und Non-REM Schlafphasen sind dabei:
- Aktivierung der meisten körperlichen Funktionen:
- Erhöhter Puls und Blutdruck
- Höhere Atemfrequenz
- Erhöhte Adrenalinausschüttung
- Steigende Magen- und Darmaktivität
- Höhere Aktivität und Energieumsatz im Gehirn
- Vollständige Erschlaffung der Muskulatur bis auf Augen und Zwerchfell
- Höhere Traumaktivität
Funktionen des REM Schlafs
Die Funktion der REM Phase ist bis heute noch nicht vollständig erforscht. Wahrscheinlich ist er aber vor allem für die Speicherung von Inhalten im Gedächtnis und die Emotionsregulierung bedeutend.
Sicher beobachten konnten Forscher, dass Menschen nach einer Nacht mit wenig REM Phase diese in den folgenden Nächten nachholen. Daraus lässt sich schließen, dass dieser eine wichtige Funktion hat, auf die man nicht ohne Weiteres verzichten kann. In Tierversuchen starben Ratten nach zwei bis drei Wochen ohne REM Schlafphase. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass diese Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind.
Wissenschaftler konnten bei Versuchspersonen mit REM Schlafentzug folgende Beobachtungen machen:
- Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten
- Gedächtnisprobleme
- Gesteigertes triebhaftes Verhalten
- Vermehrtes Hungergefühl
- Vermehrte sexuelle Impulse
- Vermehrt aggressives Verhalten
Diese Beobachtungen trafen jedoch nicht auf alle Versuchspersonen zu. Manche zeigten auch kaum oder gar keine Beeinträchtigungen durch einen REM Schlafentzug.
Im REM Schlaf entsteht unser Gedächtnis
Einerseits scheint die REM Schlafphase eine große Rolle bei der Triebregulierung und Stressbewältigung zu spielen. Andererseits ist er aber auch wichtig für Lernprozesse und die Informationsverarbeitung:
- Forscher nehmen an, dass Menschen in dieser Schlafphase erlernte Verhaltensweisen, beispielsweise neue Bewegungen, festigen. Deswegen benötigen Babys und Kleinkinder, die noch sehr viel lernen müssen, auch vergleichsweise viel REM Schlaf. Diese Art des Gedächtnisses wird nondeklaratives Gedächtnis genannt.
- Die Verarbeitung von Faktenwissen, also die langfristige Speicherung von Namen, Daten oder Ereignissen, scheint ebenfalls in der REM Phase stattzufinden. Diese Art des Gedächtnisses wird deklaratives Gedächtnis genannt.
- Unterschiedliche Studien kommen zu verschiedenen Ergebnissen, für welche Art des Gedächtnis REM Schlaf vor allem wichtig ist. Daraufhin entwickelten Wissenschaftler die sogenannte sequential hypothesis: Der optimale Nutzen für deklaratives und nondeklaratives Gedächtnis entsteht dann, wenn Tief- (3. Schlafphase) und REM Schlafphasen (4. Schlafphase) direkt aufeinander folgen.
- Einen besonderen Einfluss des REM Schlafs konnten Forscher in Bezug auf das Angstgedächtnis nachweisen. Je länger Probanden nach einem angsteinflößenden Ereignis in der REM Phase waren, desto stärker war danach ihre Angstreaktion. Die REM Phase kann aber auch das Verlernen einer Angstreaktion fördern.
Wir haben nähere Informationen rund um Schlafphasen für Dich in einem weiteren Artikel zusammengetragen.
REM Phase: Regulation und Einflussfaktoren
Die Steuerung der REM Phase erfolgt durch die körpereigenen Neurotransmitter. Der nächtliche Rhythmus zwischen Tief- und REM Schlaf ist fest in den menschlichen Genen verankert und kann daher nicht willentlich beeinflusst werden. Sehr wahrscheinlich beeinflussen sich die verschiedenen Schlafphasen gegenseitig. So wird beispielsweise im Tiefschlaf die Verarbeitung bestimmter Erfahrungen oder Ereignisse vorbereitet und in der REM Schlafphase dann wieder aufgegriffen.
Genussmittel (z. B. Alkohol) oder Medikamente (z. B. Antidepressiva), die in die Hirnchemie eingreifen, können sich auf die REM Phase auswirken. Dieses Gebiet ist bisher noch nicht ausführlich erforscht. Unter einer allgemein schlechten Schlafqualität leiden Tief- und REM Schlaf gleichermaßen. Im Gegensatz zum Tiefschlaf kann der REM Schlaf zum Teil nachgeholt werden, wenn er mal zu kurz gekommen ist.
Die REM Schlaf Verhaltensstörung
Die REM Schlaf Verhaltensstörung beruht auf einer Fehlfunktion im Gehirn. Durch Schäden in den Zentren, die die Muskelaktivität steuern, entspannt sich die Muskulatur in der REM Phase nicht wie vorgesehen. Dadurch träumt der Schlafende Bewegungen nicht nur, sondern führt sie teilweise auch tatsächlich aus. Oft sprechen die Betroffenen dabei auch im Schlaf. Anders als beim Schlafwandeln verlassen Betroffen ihr Bett aber nicht – außer sie fallen heraus.
Die Erkrankung betrifft vor allem Männer und tritt meistens erstmals im Alter zwischen 40 und 60 Jahren auf. Bei manchen Betroffenen treten sie mehrmals pro Nacht, bei anderen nur alle paar Wochen auf. Daher ist die Erkrankung vor allem aus zwei Gründen bedenklich und behandlungsbedürftig:
- Durch die Bewegungen kann es zu Verletzungen kommen. Oft werden auch Partner oder Außenstehende als vermeintliche Feinde im Traum angegriffen.
- Die Bewegungen führen häufig zum Erwachen, dadurch leidet die Schlafqualität.
Die Ursachen der REM Schlaf Verhaltensstörung sind vielfältig. Akut können zum Beispiel Alkohol, bestimmte Antidepressiva oder andere Medikamente zu Veränderungen im Gehirn, die mit ihren Symptomen einhergehen, führen. Oft ist die REM Schlaf Verhaltensstörung auch ein Vorbote oder eine Begleiterscheinung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson oder Demenz. Zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und der vollen Entwicklung der zugrundeliegenden Krankheit können aber viele Jahre bis Jahrzehnte liegen.
Kann man REM Schlaf verbessern?
Die Qualität der REM Phase ist immer gleich. Hier gibt es also kein Potenzial für Optimierung. Lediglich die Quantität, also die Dauer an REM Schlaf kann durch einige Verhaltensweisen verbessert werden.
Keine dauerhaften Schlafmedikamente
Viele Schlafmittel unterdrücken die natürlichen Mechanismen im Gehirn. Solange das entsprechende Medikament wirkt, finden daher oft keine REM Schlafphase statt. Sie treten erst im Laufe der Nacht wieder auf, wenn der Wirkstoff ausreichend abgebaut ist. Manchmal bleiben sie aber auch ganz aus. Der vereinzelte Griff zu Schlafmitteln ist noch kein Problem, weil der verlorene REM Schlaf teilweise in den nächsten Nächten nachgeholt werden kann. Wer jede Nacht Medikamente einnimmt, die die REM Phase unterdrücken, schadet unter Umständen aber dauerhaft seiner Gesundheit.
Schlafhygiene für einen guten REM Schlaf
Die REM Phase selbst besteht noch einmal aus eher leichten und eher tiefen Schlafphasen. Vor allem in den leichten Schlafphasen wachen viele bereits durch kleinste äußere Reize auf, wodurch die REM Phase unterbrochen wird. Selbst wenn sie wieder einschlafen, setzen sie ihren Schlaf nicht immer in dieser Phase wieder fort. Für einen verbesserten REM Schlaf sollte der ideale Schlafplatz daher folgende Eigenschaften haben:
- Möglichst dunkel, ohne unregelmäßig einfallende Lichter von außen
- Ruhig
- Gemütlich
- Gut temperiert (optimale Schlafzimmertemperatur)
Analyse der Häufigkeit und Dauer
Viele Aktivitätstracker und Smartwatches können die unterschiedlichen Schlafphasen anhand des Herzschlags erkennen. Mit ihnen kann man daher gut kontrollieren, ob der Anteil an der REM Phase angemessen ist oder ob man in dieser Schlafphase besonders häufig aufwacht. Da die REM Phase vor allem in der zweiten Nachthälfte auftritt, kommt es bei allgemeinem Schlafmangel auch häufig zu einem Mangel an REM Schlaf. Durch insgesamt ausreichend Schlaf kannst Du also Deinen REM Schlaf auch verbessern.
Felicitas Weil von der Ahe
Felicitas hat Wirtschafts- und Politikwissenschaften studiert. Nach drei Jahren in der Unternehmensberatung arbeitet sie momentan in einem der größten deutschen FinTechs. Seitdem Felicitas eine Krankheit verschleppt hat, hat sie sich intensiv mit dem Thema Schlafen auseinandergesetzt. Unter anderem war dies der Grund die Unternehmensberatung zu verlassen. Felicitas Vision ist es Schlafen, wie Sport und Ernährung, in den Mittelpunkt unserer Gesellschaft zu rücken.