Das Wichtigste in Kürze
- Bei der Narkolepsie handelt es sich um eine neurologische Erkrankung.
- Die Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus führt zu einer verminderten Schlafqualität, ständiger Schläfrigkeit und Kataplexien.
- Die Ursache ist ein Mangel des Botenstoffs Hypocretin im Gehirn. Einmal ausgebrochen ist Narkolepsie nicht heilbar.
- Die Diagnose erfolgt mit Hilfe von Fragebögen und einer Untersuchung im Schlaflabor.
- Bei der Therapie spielen sowohl die Abstimmung des Alltags auf die Narkolepsie als auch die Behandlung mit Stimulanzien gegen die Müdigkeit eine große Rolle.
Narkolepsie, die Schlafkrankheit, macht ihrem Namen alle Ehre. Betroffene verspüren tagsüber eine unwiderstehliche Müdigkeit. Sie können oft selbst mit größter Anstrengung nicht verhindern, gerade bei monotonen Tätigkeiten einfach einzuschlafen. Die Erkrankung ist überaus selten. In ganz Deutschland gibt es nur etwa 4.000 sicher diagnostizierte Fälle. Experten schätzen, dass es hierzulande insgesamt etwa 40.000 an Narkolepsie Erkrankte gibt. Die Symptomatik kann unterschiedlich ausgeprägt sein und ist deswegen nicht immer leicht zu diagnostizieren. Die genaue Entstehung der Schlafkrankheit konnten Forscher bisher noch nicht vollständig aufklären.
In unserem separaten Artikel “Schlafstörungen: Ein umfassender Überblick” erhältst Du einen guten Überblick über andere Formen der Schlafstörungen. Über alle Besonderheiten von Insomnie (Beeinträchtigungen des Schlafs) haben wir ebenfalls einen gesonderten Artikel geschrieben.
Narkolepsie Symptome: Das deutet auf die Erkrankung hin
Narkolepsie ist vor allem durch vier Symptome geprägt. Experten sprechen von der sogenannten narkoleptischen Tetrade. Dazu gehören, in absteigender Häufigkeit:
- Tagesschläfrigkeit mit Schlafattacken
- Kataplexie: Kurzzeitiges Erschlaffen der Muskelspannung, ausgelöst durch starke Emotionen
- Schlaflähmungen: Bewusstes Erleben der Lähmung im REM-Schlaf
- Hypnagogene Halluzinationen: Halluzinationen während des Einschlafens
Die ersten beiden Symptome weisen fast alle Betroffenen aus. Wohingegen Schlaflähmungen und Halluzinationen sich nur bei etwa der Hälfte beobachten lassen. Nur die wenigsten Erkrankten zeigen alle Symptome.
Da es sich bei den Ursachen der Narkolepsie um nicht umkehrbare Vorgänge handelt, ist die Krankheit nicht heilbar. Die Narkolepsie Symptome setzen manchmal nur schleichend, manchmal aber auch schlagartig ein. Nachdem sie ihre volle Ausprägung erreicht haben, verschlimmern sie sich aber nicht mehr, sondern bleiben auf dem gleichen Niveau.
Narkolepsie geht oft einher mit weiteren Schlafstörungen. Insgesamt leiden Betroffene daher oft an Schlafmangel, weil sie nachts nicht ein- oder durchschlafen können. Zu den bereits genannten Symptomen können dann noch Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen sowie eine erhöhte Reizbarkeit kommen.
Narkolepsie: Ursachen und Auslöser
Neueste Studien konnten den bestehenden Verdacht erhärten, dass der Botenstoff Hypocretin eng im Zusammenhang mit der Entstehung von Narkolepsie steht. Das Neuropeptid beeinflusst üblicherweise das Schlaf- und Essverhalten sowie Emotionen. Bei den Betroffenen fehlt es ganz oder ist nur in sehr geringer Konzentration vorhanden.
Forscher aus der Schweiz fanden 2018 heraus, dass dieser Mangel wahrscheinlich durch eine Autoimmunreaktion entsteht. Immunzellen reagieren auf Hypocretin. Das führt erst zu einer Entzündung und schließlich zur Zerstörung der Hypocretin-bildenden Zellen im Gehirn. Durch den Mangel entstehen schließlich die Narkolepsie Symptome.
Forscher fanden außerdem Hinweise darauf, dass Narkolepsie eine erbliche Komponente hat. Eine bestimmte Genvariante ist bei fast allen Betroffenen zu finden, obwohl sie in der Gesamtbevölkerung nicht sehr verbreitet ist.
Diagnose der Narkolepsie
Wenn Du befürchtest, unter einer Narkolepsie zu leiden, solltest Du als erstes Deinen Hausarzt konsultieren. Dieser klärt im Gespräch, ob eine Narkolepsie oder eine andere Erkrankung mit Tagesschläfrigkeit infrage kommt. Die Diagnose übernimmt am besten ein Neurologe oder erfahrener Somnologe (Schlafmediziner). Dieser untersucht das Schlafverhalten des möglichen Betroffenen mit Hilfe spezieller Fragebögen und eines Schlaftagebuchs.
Bei einer Untersuchung im Schlaflabor können die typischen Abweichungen vom normalen Schlafverhalten nachgewiesen werden. Dazu gehören:
- Verschobene REM-Schlafphasen, die vor dem traumlosen Schlaf auftreten
- Fragmentierter Schlafrhythmus ohne die typischen 90-minütigen Schlafzyklen
- Einschlafneigung führt zu verkürzter Einschlafdauer
Die Untersuchung im Schlaflabor dient auch dazu, andere Schlafstörungen auszuschließen, die für die Müdigkeit verantwortlich sein können.
Manchmal ist mit den bereits genannten Methoden keine eindeutige Narkolepsie Diagnose möglich. Dann können Arzt und Patient durch eine Bestimmung des Hypocretin-Spiegels im Hirnwasser Gewissheit bekommen. Auch eine Untersuchung der Gene auf die entsprechende Veranlagung kann helfen, die Diagnose zu sichern.
Narkolepsie Therapie und Behandlung
Da Narkolepsie nicht heilbar ist, steht die Behandlung der Symptome im Vordergrund. Selbsthilfe Maßnahmen und Hausmittel können Patienten zwar helfen, besser im Alltag zurechtzukommen. Vor allem bei einer schweren Ausprägung der Krankheit reichen sie aber meistens nicht aus. Derzeit sind in Deutschland folgende Medikamente für die Behandlung von Narkolepsie zugelassen:
- Modafinil
- Methylphenidat
- Natriumoxybat
- Clomipramin
- Solriamfetol
Sie dienen vor allem dazu, die Tagesschläfrigkeit als typisches Narkolepsie Symptom einzudämmen und Betroffenen einen einigermaßen normalen Alltag zu ermöglichen. Zur Behandlung von Kataplexien, Halluzinationen und Schlaflähmungen kommen meist Antidepressiva oder verwandte Wirkstoffe zum Einsatz.
Selbsthilfe
Im Laufe der Zeit entwickeln viele Patienten mit Narkolepsie verschiedene Strategien, um im Alltag besser mit der Erkrankung zurechtzukommen. Zu den häufigsten Hausmitteln und Selbsthilfe-Strategien gehören:
- Lebensabläufe an die auftretenden Symptome anpassen
- Typische Auslöser für Kataplexien vermeiden
- Monotone Situationen mit erhöhter Einschlafneigung entschärfen
- Situationen mit erhöhter Unfallgefahr vermeiden
- Tagesablauf je nach Wachheit gestalten
- Gezielt Koffein einnehmen
- Schlafhygiene
- Ein möglichst regelmäßiger Schlaf-/Wachrhythmus
- Geringer Alkoholkonsum
- Schlafenszeiten auch tagsüber einrichten
- Regelmäßige körperliche Aktivität und Sport können Schläfrigkeit mindern
- Psychische Unterstützung holen
- Selbsthilfegruppen
Folgen von Narkolepsie für Betroffene
Eine Narkolepsie geht oft mit einem erheblichen Leidensdruck und vielen mit der Erkrankung verbundenen Schwierigkeiten einher. Da die Krankheit sehr selten ist, vergingen noch vor einigen Jahren eine lange Zeit zwischen dem Auftreten erster Symptome und der endgültigen Diagnose. Durch den vermehrten Fokus der Öffentlichkeit könnte sich dieses Problem aber mittlerweile gebessert haben.
Vor allem stark ausgeprägte Narkolepsie Symptome sind mit einem normalen Alltag aber kaum zu vereinen. Betroffene verlieren oft ihre Arbeit, wenn durch die Kataplexien oder Schlafattacken sie selbst und Dritte gefährdet werden können. Bürotätigkeiten sind zwar meist ungefährlich, führen aber oft zu ausgeprägtem Tagesschlaf. Viele Betroffene gelten daher als teilweise oder vollständig erwerbsunfähig.
Mit den erheblichen Einschränkungen gehen oft psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen einher. Die Sterblichkeit von Menschen mit Narkolepsie ist im Vergleich mit Gesunden deutlich erhöht. Grund dafür sind unter anderem Unfälle, aber auch Folgeerkrankungen durch den ständigen Schlafmangel und die damit einhergehenden Belastungen.
Neben Narkolepsie gibt es auch andere Ursachen für eine schlechte Schlafqualität. Diese kannst Du in den folgenden Artikeln nachlesen:
- Schlafstörungen: Ein umfassender Überblick
- Schlafstörungen in der Schwangerschaft: Wie lassen sie sich behandeln?
Dr. Volker Tritschler
Volker hat Luft- und Raumfahrttechnik studiert und arbeitet aktuell in einem der größten deutschen FinTechs. Während seiner Zeit als Unternehmensberater hat er erfahren wie wichtig guter Schlaf für eine optimale Leistungsfähigkeit ist. Seither hat er sich intensiv mit dem Thema Schlaf auseinandergesetzt. Schlafen ist ihm so wichtig geworden, dass er DeinSchlaf.com gegründet hat und so auch anderen helfen möchte besser zu schlafen.