Das Wichtigste in Kürze
- Bruxismus bezeichnet das unbewusste Aufeinanderpressen oder Knirschen mit den Zähnen. Es tritt vor allem nachts auf.
- Die genauen Ursachen für Bruxismus sind noch nicht abschließend geklärt.
- Wahrscheinlich spielen aber Stress, Schlafstörungen und bestimmte Substanzen eine wichtige Rolle.
- Bei Kindern und Babys ist Zähneknirschen jedoch normal und kein Grund zur Besorgnis.
- Die meisten Patienten bleiben ein Leben lang von der Krankheit betroffen.
Als Bruxismus bezeichnen Experten unbewusstes festes Aufeinanderpressen der Zähne. Werden die Zähne dabei leicht gegeneinander verschoben, entsteht ein Knirschen, weswegen die Krankheit auch weitläufig als Zähneknirschen bekannt ist. Da Bruxismus unbewusst ist, taucht er vor allem nachts auf und zählt daher im weitesten Sinne zu den Schlafstörungen. Genauer gesagt handelt es sich um eine schlafbezogene Bewegungsstörung. Wie viele Menschen derzeit in Deutschland unter Bruxismus leiden, ist unbekannt.
Bruxismus: Die wichtigsten Symptome für Zähneknirschen
Da das Zähneknirschen unbewusst geschieht, nehmen die Betroffenen selbst es in der Regel nicht wahr. Unter Umständen kann ein Partner oder eine Partnerin nachts die Geräusche hören und somit einen Hinweis bezüglich des Geschehens liefern. Meist zeigt sich Bruxismus aber erst durch Symptome in Form von Folgeschäden durch das Zähneknirschen. Dazu gehören unter anderem:
- Abrieb des Zahnschmelzes
- Beschwerden im Kiefergelenk: Schmerzen, Verspannungen und Knackgeräusche
- Kopfschmerzen, teilweise mit Sehstörungen und Übelkeit
- Müdigkeit, weil der Schlaf weniger erholsam ist
- Tinnitus
- Nacken- und Schulterverspannungen oder Rückenschmerzen
Die Kiefermuskulatur ist über Faszien und Nervenbahnen mit vielen anderen wichtigen Körperfunktionen und Bereichen verbunden. Deswegen können sich Verspannungen in diesem Bereich sehr vielfältig auswirken.
Da die meisten Symptome des Bruxismus vergleichsweise unspezifisch sind, vergeht oft eine lange Zeit, bis die Ursache der Beschwerden gefunden wird. Vor allem ist dies bei Betroffenen der Fall, die einen harten Zahnschmelz haben und daher wenig Abnutzung an den Zähnen zeigen. Einige Mediziner vertreten den Standpunkt, dass Bruxismus ohne daraus entstehende Schmerzen oder Beschwerden nicht krankhaft ist.
Ursachen und Auslöser von Bruxismus
Bruxismus kann sowohl selbst ein Symptom für eine andere Fehlfunktion des Kauapparats als auch eine eigenständige Erkrankung sein. So führt ein fehlerhafter Zusammenbiss des Ober- und Unterkiefers oft, aber nicht immer zu einem Zähneknirschen.
Die Ursachen des Bruxismus als eigenständige Erkrankung wurden bisher wissenschaftlich von Schlafforschern noch nicht ausführlich untersucht. Die meisten Studien zum Thema führen vielmehr Zahnmediziner durch. Dabei konnten sie einige Risikofaktoren ausmachen. Vollkommen sicher und abschließend sind diese aber nicht geklärt:
- Schlafstörungen, vor allem Schnarchen und das Schlafapnoe-Syndrom
- Chronischer Stress oder besondere Belastungen
- Täglicher Alkoholkonsum
- Hoher Koffeinkonsum
- Rauchen
- Einnahme bestimmter Medikamente oder Drogenkonsum
Ob und inwiefern genetische Ursachen eine Rolle spielen, konnte bisher nicht geklärt werden. Ärzte und Wissenschaftler sind sich außerdem nicht darüber einig, ob es sich bei Bruxismus immer zwangsläufig um eine behandlungsbedürftige Krankheit handelt. Mehr zu den Ursachen des Bruxismus erfährst Du in diesem Artikel.
Zähneknirschen: Ausnahme bei Kindern und Babys
Einen Sonderfall stellt das Zähneknirschen bei Babys und Kindern dar. Bei diesen handelt es sich in der Regel nicht um ein schädliches Phänomen, sondern um eine Notwendigkeit. Durch das Knirschen stellen die Kinder während und nach dem Zahnwechsel sicher, dass die obere und untere Reihe perfekt aufeinander passen. Ist dies nicht der Fall, kann das zu schweren Störungen des Halteapparats, beispielsweise einer Skoliose (seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule) führen. Durch das Zähneknirschen können Kinder dies instinktiv verhindern. Ein unnötiges Eingreifen könnte hier potentielle Folgeschäden nach sich führen.
Diagnose Bruxismus und Zähneknirschen
Die typischen Abnutzungserscheinungen an den Zähnen fallen häufig bei einer Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt auf. Er kann dann die Verdachtsdiagnose stellen und nach weiteren Symptomen fragen.
Stehen aber andere Symptome, beispielsweise Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit im Vordergrund, ist es oft schwer, Zähneknirschen als Ursache zu identifizieren. Solche Patienten haben nicht selten eine lange Leidensgeschichte hinter sich, bis durch die Diagnose eine angemessene Therapie beginnen kann.
Verschieden Therapien bieten sich an
Da die Ursachen des Bruxismus noch nicht ausreichend bekannt sind, ist keine ursächliche Heilung möglich. Stattdessen zielt die Therapie bei Zähneknirschen vor allem auf die Linderung der Symptome und eine Abschwächung der Knirschaktivität ab. Die interdisziplinäre Therapie wird am besten vom Haus- oder Zahnarzt koordiniert, um alle Maßnahmen und deren Wirkung auswerten zu können. Dabei kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz.
Knirscherschiene bei Bruxismus
Eine spezielle Aufbissschiene dient vor allem dazu, die Zähne vor dem Abrieb durch das Zähneknirschen zu schützen. Sie wird im Idealfall von einem Zahnarzt mittels Abdruck genau angepasst und immer nachts getragen. Durch das bessere Gleiten der Schienenteile übereinander kann dann eine Knirscherschiene auch die durch den Bruxismus entstehenden Schmerzen im Kiefergelenk lindern.
Psychotherapie bei Stress als Auslöser des Bruxismus
Eine Psychotherapie und das Erlernen von Entspannungstechniken können unter Umständen die Bruxismus Symptome positiv beeinflussen. Beides kann dann von Vorteil sein, wenn Stress, Ängste und hohe Anspannung ein Auslöser für das nächtliche Zähneknirschen sind oder dieses merklich verschlimmern. Neben klassischer Gesprächstherapie können auch hypnotherapeutische Methoden zum Einsatz kommen. Dabei versucht der Therapeut, die Anspannung aus dem Kiefer in die Hand zu verlagern. Evidenz für dieses Verfahren besteht jedoch keine.
Biofeedback soll Zähneknirschen verhindern
Einige Methoden sollen den Betroffenen das nächtliche Zähneknirschen durch negatives Feedback abgewöhnen. Hierzu bestehen verschiedene Ansätze. Einerseits kann mit akustischen Signalen gearbeitet werden. Diese sollen auf das Auftreten des Zähneknirschens hinweisen und Patienten so eine Beeinflussung ermöglichen. Außerdem wurden Methoden getestet, bei denen durch auftretenden Bruxismus eine scharfe Flüssigkeit ‚als Bestrafung‘ freigesetzt wird. Wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit von Biofeedback zur Bruxismus Therapie gibt es jedoch noch nicht.
Physiotherapie zur Lockerung der Kiefermuskulatur
Sind die Kiefer- und Kaumuskulatur sehr verspannt, geht das oft mit Schmerzen einher. Eine Physiotherapie kann helfen, hier wieder etwas Entspannung zu bringen. Der Physiotherapeut oder die Physiotherapeutin lockert die Muskulatur mittels spezieller Massagetechniken. Gleichzeitig erlernen Betroffene Lockerungsübungen, die sie später auch alleine zuhause anwenden können, um ihre Schmerzen zu lindern.
Botox-Injektionen gegen Bruxismus
Um die Muskelspannung im Kiefer effektiv zu lindern, kann das Nervengift Botulinumtoxin injiziert werden. Dieses greift jedoch auf Dauer den Knochen an und kann daher den gesamten Kauapparat negativ beeinflussen. Diese Therapiemethode mag daher kurzfristig gute Erfolge bringen, ist aber nicht zur Langzeittherapie des Zähneknirschens geeignet.
Homöopathie gegen Zähneknirschen
Bei Bruxismus sind auch Naturheilverfahren oder eine homöopathische Behandlung möglich. Betroffene halten am besten Rücksprache mit einem erfahrenen Heilpraktiker, bevor sie einzelne Mittel in Eigenregie ausprobieren. Die Möglichkeiten zur Therapie von Bruxismus sind groß und es können, je nach Symptomatik, viele verschiedene Mittel zum Einsatz kommen:
- Cina D6
- Cuprum metallicum D12
- Magensium phosphorium D12
- Phytolacca D6
- Podophyllum D6
- Zincum metallicum D12
Eine homöopathische Behandlung sollte aber immer nur unterstützend zu anderen Maßnahmen eingesetzt werden. Zur alleinigen Therapie bei Bruxismus eignet sie sich nicht.
In unserem Artikel “Zähneknirschen: 10 Tipps für einen besseren Schlaf” erhältst Du praktische Tipps wie Du mit Hausmitteln Dein Zähneknirschen besser in den Griff bekommst.
Bruxismus: Verlauf und Prognose für Zähneknirschen
Noch immer wird Bruxismus meist verharmlost. Da nachts die Schmerzrezeptoren nicht eingreifen können, entstehen selbst bei leichtem Bruxismus sehr viel größere Kräfte als tagsüber beim Kauen. Das resultiert oft in einer Abnutzung der Zähne, die Folgeschäden mit sich bringt. Dazu gehören beispielsweise Zahnschmerzen, aber auch ein erhöhtes Risiko für Karies oder Zahnfleischentzündungen. Im schlimmsten Fall entstehen dauerhafte Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, eine sogenannte craniomandibuläre Dysfunktion (CMD).
Auch die durch das Zähneknirschen entstehenden Schmerzen und die damit einhergehende Beeinträchtigung der Lebensqualität sollten nicht unterschätzt werden. Vor allem Betroffene, die lange nach der Ursache ihrer Schmerzen suchen müssen, werden oft nicht ernst genommen. Das stellt über die eigentlichen Symptome des Bruxismus hinaus oft eine weitere psychische Belastung dar.
Ob und wie sich die Symptome bei Bruxismus im Laufe der Zeit verändern, wurde bisher nicht erforscht. Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass die auftretenden Schmerzen und der damit verbundene Stress das Zähneknirschen sogar noch verschlimmern können. Andererseits ist es auch denkbar, dass leichter Bruxismus wieder abklingt, wenn beispielsweise vorübergehende belastende Situationen sich wieder legen.
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Dr. Volker Tritschler
Volker hat Luft- und Raumfahrttechnik studiert und arbeitet aktuell in einem der größten deutschen FinTechs. Während seiner Zeit als Unternehmensberater hat er erfahren wie wichtig guter Schlaf für eine optimale Leistungsfähigkeit ist. Seither hat er sich intensiv mit dem Thema Schlaf auseinandergesetzt. Schlafen ist ihm so wichtig geworden, dass er DeinSchlaf.com gegründet hat und so auch anderen helfen möchte besser zu schlafen.